Operan! | MTTW 2016
Bertl Mütter
OPERAN! Übers Entkommen
Ein siebenszenisches Musiklaboratorium aus der Schule des Staunens
Uraufführung
Eine Produktion der MUSIKTHEATERTAGE WIEN
Entkommen ist nicht gleich Entkommen. Man kann mit knapper Not noch einmal glücklich davonkommen oder aber es kann einem, als ästhetisches Vergehen des Eskapismus, vorgeworfen werden.
Dieser Spannung nehme ich mich an, indem ich Versuchsanordnungen etabliere, die, von durchaus banalen Ausgangspunkten ins Monströse sich auswachsend, Fragen nach Wirklichkeitsflucht und Vergnügungssucht aufstellen, denen zugleich aber der Punkt innewohnt, an dem es (so) nicht mehr weiter geht, sodass man schauen muss, dass man davonkommt.
Es heißt, die Kunst solle möglichst schnell und präzise gegenwärtige gesellschaftliche Zustände und Phänomene widerspiegeln. Betroffenheitskitsch zum aktuellen Flüchtlingsdrama ist jedoch meine Sache nicht.
Aber doch: Es ist alles drin. Im Übrigen gefällt mir, dass sich eskapieren von einem vulgärlateinischen Verb mit der Bedeutung »sich davonmachen«, eig. »die Ordensmütze wegwerfen« herleitet.
Bertl Mütter, geboren 1965 in Steyr, agiert zumeist als Posaunenindividualist. Seine Musik, Slow Food für die Ohren, bezieht sich auf vertraute und entferntere Traditionen. Er spielt aber auch gerne mit anderen, wenn das auf einander Hören gewährleistet ist. Bedeutende Namen und Orte werden nicht genannt, sowas lenkt ab: Mütter manipuliert sein Publikum lieber durch unmittelbares Erlebbarmachen künstlerischer Vorgänge.
Der promovierte Doctor artium (mit der Lizenz zum Reden) lädt in seine Schule des Staunens, musikalisch-rhetorische Assoziationen zu eh Allem.
Für sein jeweils handverlesenes Orchester der radikalen Mitte (ORM) erfindet er als primus inter pares curiose musiklaboratorische Situationen. OPERAN! ist sein folgerichtig nächster Schritt in Richtung Musikdrama.
Oder, zusammengefasst: »Im Gegensatz zu den meisten Künstlerpersönlichkeiten weltweit passen Bertl Mütter und seine Musik in eine Schublade.«
Sopran: Ursula Langmayr Bariton: Matthias Helm Co-Regie: Marlene Traun Dr. Mütter’s Orchester der Radikalen Mitte (ORM): Bertl Mütter (Mut- und Wunderhorn, Spielertrainer ), Dimitrios Polisoidis (Viola), Paul Schuberth (Akkordeon)